Praxisberichte Erstellung eines elektronischen Dienstleistungskatalogs mit Lieferantenanbindung

Weibern, Nordrhein-Westfalen
Bauunternehmung
68 Mitarbeiter
Jahresumsatz: EUR 6,3 Mio.

"In der Baubranche sind an einem Auftrag viele Parteien beteiligt: vom Bauherrn über Generalunternehmer, Händler und Hersteller. Jeder interpretiert Materialien und Dienstleistungen anders - dies gilt es durch Standards zu vereinheitlichen."
Das Unternehmen
Das Unternehmen Johann Augel aus Weibern wurde 1928 von dem damaligen Inhaber Johann Augel gegründet. Das Betätigungsfeld war damals der Handel mit Baumaterialien und das klassische Hochbauunternehmen. Heute ist das Unternehmen in der dritten Generation im Familienbesitz und betätigt sich in den Bereichen Hochbau, Tiefbau, Industrie- und Gewerbebau sowie Mineralöl-Industriebau.
Die Ziele
Durch die Standardisierung der Materialien in allen Stufen der am Prozess Beteiligten konnten die angebotene Leistung, die hierfür verwendeten Materialien und Produkte in den Angeboten korrekt definiert und entsprechend angeboten werden. Damit ist die Möglichkeit gegeben, diese Produkte in Katalogen, Referenzlisten, automatisierten Angeboten etc. ohne weiteren Datenpflegeaufwand zu nutzen.
Das Projekt
Das Unternehmen Johann Augel plante die Erstellung eines elektronischen Dienstleistungskatalogs und Anbindung von Lieferanten. Sämtliche Baubeteiligten sollten zukünftig über die gleichen standardisierten Produkt- und Dienstleistungsdaten verfügen. Dafür war der Einsatz der eBusiness-Standards eCl@ss, bau:class, GAEB und DATANORM vorgesehen.
Der Nutzen
Die Durchgängigkeit der Artikelmerkmale durch den neutralen Artikelkatalog sollte eine zuverlässigere und schnellere Bearbeitungszeit von Angeboten und Arbeitsvorbereitungen ermöglichen. Durch den möglichen Datenaustausch von Bauunternehmern, Händlern und Herstellern können Fehler in der Kommunikation, Datenübertragung und -erfassung zukünftig vermieden werden.
Der Zeitrahmen
Das Projekt startete am 01.07.06 und wurde im September 2007 mit zweimonatiger Verzögerung abgeschlossen.
Die Ausgangslage
Im Bauhaupt- und Nebengewerbe ist die Marktlage im Jahr 2006 angespannt. Für einen Auftrag werden 20 oder mehr Angebote geschrieben. Im Verlauf eines Angebotes werden Baumaterialien vom Generalunternehmer, dessen Subunternehmer und deren Händler und Lieferanten oftmals mehrfach bei verschiedenen Adressen angefragt. Daraus ergeben sich folgende Problemstellungen:
- Interpretationen der einzelnen am Bau Beteiligten (Bauherr, Architekt, Generalunternehmer, Sub-/Nachunternehmer, Händler, Hersteller).
- Jeder der Beteiligten pflegt seinen eigenen Materialstamm und damit die Beschreibung der Materialien und deren Preispflege
- Bei jeder Anfrage der Beteiligten werden die Materialdaten wieder interpretiert, manuell erfasst und bepreist.
- Um Alternativen (im Leistungsverzeichnis: "oder gleichwertiges") anbieten zu können, fehlen meist notwendige Informationen (Merkmale, Ausprägungen).
Die Zielsetzung
Ein Ansatz zur Lösung dieser Punkte bringt eCl@ss/bau:class. Dieser Standard definiert Merkmale und Ausprägungen von Materialien (bau:class für Baumaterialien) und stellt sie für den Datenaustausch in der Branche zur Verfügung. Um einen Datenaustausch mit sämtlichen am Angebotsprozess beteiligten Partnern sicherzustellen, sind einheitliche Standards notwendig. Die einheitliche elektronische Bearbeitung über die Prozesskette hinweg soll in einer praktischen Anwendung definiert und getestet werden.

Arbeitspakete und Meilensteine | Erfahrungen und Ergebnisse | Status geplant |
1 Planungsphase: Ist-Analyse und Pflichtenhefterstellung |
Pflichtenheft erstellt Die Erstellung des Pflichtenhefts erfolgte innerhalb der geplanten Zeit. Allerdings erschien dem Unternehmen der Umfang des Pflichtenhefts als zu groß. mehr Info |
05.10.2006![]() ![]() ![]() ![]() |
2 Initialphase: Produktklassifizierung und Datenbereinigung |
Erste Produkte erfasst Die ersten Produktbeispiele wurden erfasst und klassifiziert. mehr Info |
05.03.2007![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
3 Implementierungsphase: Installation, Anpassungsprogramierung, Schnittstellen |
Die notwendige Software wurde installiert Entgegen der ursprünglichen Planung mussten erhebliche Änderungen in der Prozessorganisation des Unternehmens vorgenommen werden. mehr Info |
31.05.2007![]() ![]() ![]() ![]() |
4 Produktivphase: Elektronische Katalog, Schulungen und Tests |
Anbindung von Herstellern und Händlern stößt auf Widerstand Weder Hersteller noch Händler als Zulieferer von Bauunternehmen sehen die Notwendigkeit gegeben, sich auf standardisierte Datenhaltung und elektronischen Datenaustausch zu verständigen. mehr Info |
30.08.2007![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Das Ergebnis
Im September 2007 wurde mit nur zwei Monaten Verzögerung das Projekt bei Augel abgeschlossen - jedoch nicht ganz mit dem gewünschten Ergebnis. Die Arbeiten im eigenen Unternehmen verliefen im Großen und Ganzen reibungslos: ausgewählte Sortimente wurden klassifiziert (eCl@ss/bau:class), zu Katalogen zusammengefasst und mit dem Lieferantenstamm verknüpft und abgeglichen. Notwendige Schnittstellen (DATANORM, BMEcat) wurden definiert und eingerichtet, so dass die für ausgewählte Angebote notwendigen Materialien auf elektronischem Weg beschafft werden konnten. Leider funktionierte jedoch die Anbindung der Lieferanten (Hersteller und Händler) nicht, da es hier vielfach zu Schnittstellenproblemen kam.
Die Erfahrungen
Im Projekt war angestrebt worden, sämtliche Beteiligte des Angebotsprozesses für einen Bauauftrag durch standardisierte Produkte und Leistungen elektronisch anzubinden. Die Erfahrungen in einzelnen Projektschritten unterschieden sich zum Teil sehr stark von den Planungen und führten nicht zum erwarteten Projektziel. Hierfür gibt es folgende Gründe:
Mit der elektronischen Anfrage bei Händlern endete die Datenkette innerhalb des Projektes. Bei der Anfrage von Materialien und Artikeln über DATANORM scheiterten die Händler an den gelieferten Anfragedaten. Probleme verursachten entweder fehlende oder unzureichende Schnittstellen der Anwendungssoftware. So fehlte beispielsweise eine Schnittstelle zur Preisfindungssoftware, andere vorhandene DATANORM-Schnittstellen ließen nur Stammdaten ein, aber keine Projektdaten, Daten konnten eingelesen werden, eine Weiterverarbeitung zum Angebot war jedoch nicht möglich etc.
Auch die Erweiterung der zu berücksichtigenden Händler ergab keine neue Situation. Diese ungelösten Punkte verfolgten das Projekt bis zu seinem Abschluss.
Die Zukunft
Die Firma Augel wird auch in Zukunft das Vorhaben der Umsetzung des neutralen Artikelkataloges, der Klassifizierung nach eCl@ss/bau:class und deren Anwendung angefangen bei Kunden, über die Architekten (Ausschreibungstexte und Zeichnungen mit Artikel-Informationen), General-Unternehmer, Sub- und Nachunternehmer, Händler und Hersteller verfolgen. Die am Projekt Beteiligten Personen sind sich einig, mit diesem Projekt einen weiteren Grundstein für die Klassifizierung von Baumaterialien und deren Austausch innerhalb der Branche gelegt und gefestigt zu haben.