Praxisberichte Automatisierung des Materialflusses mit Hilfe von RFID/EPC und eCl@ss

Stockheim, Bayern
Chemie
43 Mitarbeiter
Jahresumsatz: EUR 5,5 Mio.

"Mit Hilfe von EPC/RFID und eCl@ss sollen Zulieferteile und eigene Produkte verschiedener Chargen eindeutig identifiziert und klassifiziert werden, um den Materialfluss in der Produktion zu verbessern."
Das Unternehmen
Das Unternehmen Algi Seifenfabrik GmbH & Co. KG aus dem bayrischen Stockheim ist ein Hersteller von Haar- und Körperpflegemitteln, Seifen, Seifenfiguren und flüssigen Seifen. Das Unternehmen vertreibt seine Produkte auf nationaler und internationaler Ebene. Über ein Tochterunternehmen (lufa cosmetic) vertreibt das Untenehmen Pflegeprodukte über Apotheken. Mit 43 Mitarbeitern erwirtschaftet das Unternehmen einen Jahresumsatz von rund 5,5 Mio. Euro.
Die Ziele
Der Einsatz von RFID in der Produktion - insbesondere in der Materialbereitstellung - bildet die Grundlage für weitere Einsatzbereiche von RFID. Die Kommissionierung für den Verkauf kann darauf aufbauend ebenfalls per RFID-Technik erfolgen. Durch die Erfahrungen mit der RFID-Technik im internen Gebrauch ist das Unternehmen auf die zu erwartenden Anforderungen seitens der Kunden (Rewe, Edeka, Real usw.) vorbereitet.
Das Projekt
Beim Wareneingang bzw. Zugang aus der Produktion erhält jede Charge (=Palette) ein RFID-Label, über das die Identifizierung bei allen folgenden Materialbewegungen gewährleistet ist. Idealerweise erfolgt bei größeren Bestellmengen (z.B. Kartonagen) die Zuordnung des RFID-Labels bereits beim Lieferanten, was die Abwicklung des Wareneinganges und die Einlagerung vereinfacht. In der Test- und Einführungsphase könnten die benötigten RFID-Labels auch für den Lieferanten bereitgestellt werden. Die Materialbereitstellung für Produktionsaufträge erfolgt über einen mobilen Handscanner. Die benötigte Menge wird angezeigt und die Zuordnung der verbrauchten Charge(n) erfolgt über das RFID-Label. Umlagerungen erfolgen über das Auslesen des RFID-Labels, sowie der Angabe des Abgangs- und Zugangslagerortes.
Verkaufsartikel werden ebenfalls chargengenau auf Paletten eingelagert, so dass das RFID-Label die Ware bis zur endgültigen Kommissionierung für den Verkauf begleitet. Mit Hilfe des RFID-Labels wird dem ERP-System die produzierte Menge mitgeteilt, ebenso die Umlagerung nach der Produktion in das Außenlager Sonnefeld.
Für eine einheitliche interen Handhabung werden Einkaufs- und Verkaufsartikel sowie der Halbfabrikate nach eCl@ss klassifiziert. Durch die detaillierte Beschreibung der Artikelmerkmale wird sowohl das Beschaffen ähnlicher Artikel vermieden, als auch die Neuvergabe von Artikelnummern für Einkaufsteile, die mit ähnlichen oder gleichen Merkmalen zu früheren Zeitpunkten bereits beschafft wurden.
Mit Hilfe von eCl@ss sollen speziell die Verkaufsartikel so aufbereitet werden, dass die Weiterverarbeitung über andere eBusiness-Bereiche (z.B. EDI, Online-Shop) mit optimalen Voraussetzungen Problemen realisiert werden kann. Über die eCl@ss - Nummer wird die Datenverbindung mit dem derzeit eingesetzten ERP-System hergestellt. In der Online-Vermarktung lassen sich dadurch die Produkte durch einem größeren Kundenkreis finden. Bei der Beschaffung sind die gesuchten Teile genauer klassifiziert und können schneller angefragt und bestellt werden.
Der Nutzen
Die Rückverfolgbarkeit von Chargen ist ohne RFID nicht möglich. Aufgrund der Vielfalt der Kaufteile mit zum Teil ähnlichen Merkmalen treten bei den Verbrauchsbuchungen immer wieder Buchungsfehler auf (Verwechslung der Artikelnummern, Entnahme von falschem Lagerplatz, unvollständiges Ausfüllen der Materialentnahmescheine usw.). Diese Fehler werden zukünftig vermieden, was Fehlproduktionen, Buchungsfehler und Fehler bei der Kommissionierung langfristig reduziert.
Der Zeitrahmen
Das Projekt startete im Januar 2008 und wurde im Dezember 2008 abgeschlossen.
Die Ausgangslage
Im täglichen Produktionsprozess entstehen rund 2.500 Materialbuchungen pro Tag. Bis zu 100 Paletten mit Waren verlassen täglich das Unternehmen für Kunden und bis zu 70 Paletten Fertigware werden täglich ins Lager gebracht. Aufgrund der Vielfalt der Kaufteile mit zum Teil ähnlichen Merkmalen treten bei den Verbrauchsbuchungen immer wieder Buchungsfehler auf (Verwechslung der Artikelnummern, Entnahme von falschem Lagerplatz, unvollständiges Ausfüllen der Materialentnahmescheine usw.).
Die Zielsetzung
Durch den Einsatz von EPC/RFID-Transpondern auf den Paletten soll jede Charge gekennzeichnet werden, so dass die Identifizierung bei allen folgenden Materialbewegungen gewährleistet ist. Um die Verkaufsartikel über den Online-Shop und weitere elektronische Verkaufskanäle nutzen zu können, sollen die Produkte nach eCl@ss klassifiziert werden. Auch im Einkauf wird die Klassifizierung der Artikel nach eCl@ss zum Einsatz kommen, um Fehlbestellungen zu vermeiden.
Arbeitspakete und Meilensteine | Erfahrungen und Ergebnisse | Status geplant |
3 Implementierungsphase: Hardwarebeschaffung RFID, Anpassungs- und Schnittstellenprogrammierung |
Materialbewegungen aufgegliedert, Bereitstellung RFID-Labels, SQL-Abfragen entwickelt Aufgliederung der Materialbewegungen in Einzelschritte und Verbuchung im ERP-System, Bereitstellung und Freigabe von RFID-Labels, Lagerplätze sind für RFID vorbereitet, Materialbewegungen erfolgen künftig über Pufferbereiche, Reichweitentests wurden druchgeführt, Buchungsdaten werden über RFID Handgeräte eingegeben, SQL-Abfragen entwickelt. mehr Info |
31.12.2008![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
4 Produktivphase: Optimierung und Nachbesserung, Probebetrieb und Echtstart RFID |
Systemkomponenten installiert und getestet, Mitarbeiter geschult, Erweiterungen geplant RFID-Gates, -Reader, Bewegungsmelder und eine Kamera wurden installiert und in Betrieb genommen. Automatische Übertragung der Daten an das ERP-System erfolgt im Januar 2009. Mitarbeiter wurden im Umgang mit den RFID-Readern geschult. mehr Info |
31.12.2008![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
2 Initialphase: Hardwareauswahl RFID, vorbereitende Gruppierung und Klassifizierung der Artikelstammdaten für eCl@ss |
Hardware ausgewählt, Artikelstammdaten in Übearbeitung, Nicht-RFID-Artikel gekennzeichnet Prüfung eines Angebotes für RFID-Hardware. Zur Vorbereitung der automatisierten Bestandsbuchungen über RFID-Geräte wurden im ERP-System die Artikelstammdaten überarbeitet. Kartoneinheiten wurden EAN vergeben. Probleme mit der Breite der Lagertore. Artikel die nicht über das RFID System bewegt werden, wurden speziell gekennzeichnet. mehr Info |
30.11.2008![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
1 Planungsphase: Ablaufanalyse und Festlegung der Buchungsabläufe bei RFID-Nutzung und Pflichtenhefterstellung |
Ist-Analyse, Zeit- und Kostenplan sowie Pflichtenheft erstellt Die Analyse der Ist-Situation zur detaillierten Ausarbeitung des Pflichtenhefts wurde sehr zügig erstellt. Einzig bei der Kostenplanung musste geschätzt werden, da noch keine konkreten Angebote vorlagen. mehr Info |
31.03.2008![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Das Ergebnis
Das Projekt wurde erfolgreich abgeschlossen. Nach Installation der RFID-Hardware im Oktober/November 2008 und dem Abschluss der Programmierarbeiten Anfang Dezember 2008 konnte das gesamte RFID-System in Betrieb genommen und erste Buchungsdaten mit dem ERP-System ausgetauscht werden.
Die Klassifizierung der Verkaufsartikel mittels eCl@ss konnte nach erfolgreicher Einstiegsberatung durch Mitarbeiter der Geschäftsstelle eCl@ss e.V. ebenfalls im gesetzten zeitlichen Rahmen realisiert werden.
Mit PCO (Personal Computer Organisation GmbH & Co. KG, Osnabrück) fand sich im Mai 2008 ein geeigneter Projektpartner, mit dessen Erfahrung passende RFID-Geräte bestellt werden konnten. Der bereits vorhandene AUTOID-Server war in der Lage alle angeschlossenen RFID-Reader und RFID-Gates datentechnisch anzubinden.
Die Erfahrungen
Aufgrund der in mittelständischen Unternehmen noch recht geringen Verbreitung der RFID-Technik gestaltete sich am Projektanfang die Wahrheitsfindung zur bevorstehenden Hardwareauswahl recht mühsam. Wichtige Erkenntnisse brachte der Besuch von PROZEUS-Veranstaltungen mit der Möglichkeit des Erfahrungsaustausches mit anderen PROZEUS-Projektleitern, die ähnliche Problemstellungen zu bewältigen hatten. Der im Pflichtenheft geschätzte Aufwand von 120 Manntagen wurde in vollem Umfang ausgenutzt und war für die Realisierung im gesteckten zeitlichen Rahmen ausreichend. Eine höhere Zahl von Manntagen wäre mit dem Tagesgeschäft nicht zu vereinbaren gewesen.
Die Zukunft
Die Projekterfahrungen erlauben die Realisierung von Folgeprojekten zu wesentlich niedrigeren Kosten. Durch den Einstieg in die RFID-Welt konnte die schon länger geplante Optimierung des innerbetrieblichen Materialflusses durch den Einsatz modernster Technik realisiert werden. Der damit verbundene Lernprozess und das gewonnene Fachwissen öffnet viele Perspektiven für weitere Verbesserungen, wie z.B. das mobile Kommisionieren für Verkaufsaufträge (bis zu 1000 Auftragspositionen pro Tag), die Erfassung von Fertigungszeiten per RFID-Reader und die permanente RFID-gestützte Inventur. Die Einsparungen beim eigentlichen Buchungsprozess werden, verglichen mit den bisher verwendeten Papieraufschreibungen, auf ca. 80% geschätzt. Der bereits im Echtbetrieb eingesetzte EDI-Datenaustausch (ORDERS, DESADV, INVOIC) soll noch im laufenden Jahr auf DESADV-NVE erweitert werden. Weiterhin besteht seitens der Speditionspartner der Wunsch nach dem Austausch von Transportdaten per IFTMIN und IFTSTA, hier ist der Beginn der Realisierung für die zweite Jahreshälfte geplant.