eBusiness-Praxis für den Mittelstand.

Praxisberichte Transparenz in der Fleischwirtschaft

Vermarktungsgemeinschaft für Zucht- und Nutzvieh eG

Neumünster, Schleswig-Holstein
Food / Nonfood
14 Mitarbeiter
Jahresumsatz: EUR 77 Mio.

www.znvg.de

Partnerunternehmen:

Fleischwerk EDEKA Nord GmbH

www.gutfleisch-edeka.de

Dr. Achim Münster, Qualitätsmanager:

"Angesichts der in der Vergangenheit leider immer wieder aufgetretenen Fleischskandale wünschen sich Verbraucher insbesondere mehr Informationen über die Herkunft des Fleisches. Qualitätssicherungs- und Warenverfolgungssysteme über die gesamte Logistikkette hinweg, wie wir sie in diesem Projekt aufbauen, ermöglichen die Transparenz für den Verbraucher, da der laufende Prozess inklusive Fütterung abgebildet wird."

Die Projektpartner

Die ZNVG ist eine Vermarktungsgemeinschaft für Zucht- und Nutzvieh, welche in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen aktiv ist. Die ZNVG vermarktet Zuchttiere, Sperma, Qualitätsferkel und Mastschweine im Auftrag von den ca. 800 landwirtschaftlichen Mitgliedern. Sie setzt schon seit Jahren auf transparente Prozesse in der Fleischwirtschaft. Dabei wurde bereits in eine EDV-gestützte Lösung der Mitteldeutschen Agentur für Informationsservice GmbH (mais) investiert. Die ZNVG bündelt einen Großteil des Markenfleischaufkommens der EDEKA Nord.

Das Gutfleisch-Programm der EDEKA Nord ist führend und wegweisend in Europa. Führend deshalb, weil die Qualitätskriterien äußerst eng ausgelegt sind. Wegweisend deshalb, weil die EDEKA Nord bereits heute den Herkunftsnachweis sämtlicher Fleischarten wie Kalb, Lamm, Rind, Schwein und Frischgeflügel, welches in der Bedienungstheke angeboten wird, führt. Auf Grund der aufwendigen Einzeltierzerlegung kann bei Rind, Kalb und Lamm sogar das Einzeltier zu jeder Scheibe nachgewiesen werden.

Die Ziele

Ziel des Projektes "Transparenz in der Fleischwirtschaft" ist es, eine stufenübergreifende eBusiness-Lösung für die gesamte Lieferkette „Schwein“ vom Futtermittelhersteller bis zur Verkaufsstelle sicherzustellen. Im Bedarfsfall soll ein effizienter Datenaustausch zwischen Behörden und Wirtschaft möglich sein, daher ist eine enge und offene Zusammenarbeit in der gesamten Kette notwendig.

  • Steigerung der eBusiness-Kompetenz: Ein bedeutender Punkt ist eine zentrale oder vernetzte dezentrale Datenbank, über welche Informationen in kürzester Zeit abrufbar sind.
  • Erhöhung der Informationsbereitschaft: Es soll die Bereitschaft, notwendige Informationen für eine transparente Warenversorgung offenzulegen, über die gesamte Kette vorangetrieben werden.
  • Verbesserung von Betriebsbedingungen (Zuverlässigkeit, Servicegrad, Bearbeitungszeiten): Durch das Projekt soll die Zufriedenheit des Endverbrauchers erhöht werden, indem ihm Informationen über Schweinefleisch schneller zur Verfügung gestellt werden können.
  • Das Vertrauen in die ZNVG eG als flexibler und kompetenter Handelspartner des Markenfleischprogrammes soll gefestigt werden.

Das Projekt

Dieses Praxisprojekt dient einer exemplarischen Umsetzung effizienter Rückverfolgarkeit für die gesamte Fleischbranche. Es sollen an allen Schnittstellen im System offene Identifikations- und Kommunikationsstandards mit weltweiter Anerkennung (GS1 Standards) eingesetzt werden.

Es verfolgt Ziele, welche über rechtlichen Vorgaben hinausgehen. Es sollen alle für die stufenlose Rückverfolgbarkeit relevanten Informationen, vom Futtermittel bis zum fertigen Produkt, in einer zentralen Datenbank abgespeichert werden. Diese Datenbank soll gewährleisten, dass z.B. sowohl stille als auch öffentliche Rückrufe effizient und zeitnah erfolgen können. Es müssen dort mindestens Informationen über den Abnehmer bzw. den Lieferanten (inkl. Name, Sitz, Veterinärkontrollnummer usw.), die Partie (Chargennummer, EAN-Code usw.) und die Menge vermerkt sein. Weitere Informationen über z.B. das MHD können optional in der Datenbank dokumentiert werden.

Die Übermittlung dieser Daten soll im Rahmen des Projektes von einem bis dahin durch bilaterale Vereinbarungen entstandenen Format in eine elektronische Liefermeldung (DESADV) auf Basis des international geltenden Standards EANCOM 2002 überführt werden. Die parallel erstellte EDI Dokumentation für die Liefermeldung (DESADV) ermöglicht es, dass nicht nur alle gesetzlichen Forderungen bezüglich der Rückverfolgbarkeit erfüllt sondern auch bilateral vereinbarte Liefer- und Empfangsdaten und auch Qualitätsdaten zu Schweinefleisch in standardisierter und strukturierter Form ausgetauscht werden können. Dazu wird für jede Schweinelieferung nun eine NVE vergeben, welche in der DESADV u. a. um die ILN der Landwirte, die Anzahl der zu erwartenden Schweine je Landwirt etc. im Standardformat ergänzt und an den Schlachthof übermittelt wird.

In diesem Projekt werden Daten zu Schweinefleisch von der EDEKA Nord in Zusammenarbeit mit der Vermarktungsgemeinschaft für Zucht- und Nutzvieh e. G. (ZNVG), der Rüdiger Thomsen Großschlachterei und der Mitteldeutschen Agentur für Informationsservice GmbH (mais) zur Verfügung gestellt.

Der Nutzen

Durch die Ergebnisse des Pilotprojektes sollen Standards geschaffen werden, welche es erlauben, als Vision zukünftig alle Rückverfolgbarkeitssysteme mit einer einheitlichen Schnittstelle für Suchabfragen zu versehen.

Einsparungen sind in diesem Projekt nicht im Fokus, da die qualitativen Gesichtspunkte im Vordergrund stehen. Transparente Prozesse können jedoch die anfallende Kosten für einen Warenrückruf minimieren, indem die betroffenen Produkte zügig aufgefunden werden können. Ein schnelles und effizientes Reagieren kann so im Vorfelde wirtschaftlichen Schaden abwenden.

Der Zeitrahmen

Das Projekt startete im November 2006 und wurde im November 2007 abgeschlossen.

Broschüre Vom Landwirt bis zum Einzelhandel – Transparenz in der Fleischwirtschaft - ZNVG (pdf)

Ausgangslage

Schon lange verfügt die ZNVG eG über eine geordnete elektronische Datenstruktur. Standardisierte und offene Schnittstellen haben hier bisher aber noch keine Verwendung gefunden.
Bisher wurde bei der Verknüpfung von Datenströmen als Basis die Gegebenheiten beim externen Projekt- bzw. Handelspartner angenommen. Die verschiedenen Ausgangssituationen wurden durch die Mais GmbH mit jeweils individuellen Schnittstellen an das System kompatibel gemacht, bzw. angepasst. Das technische Fundament der Darstellung der Warenströme ist also so vielfältig wie die an der Kette beteiligten Firmen. Das gesamte Datenmanagement wird über den Server der mais GmbH organisiert. Hierfür gibt es eine eigens eingerichtete Mailadresse, über welche die Daten, für welche eine Schnittstelle besteht, automatisch in das System eingespielt werden.

Zielsetzung

Am Beispiel der Wertschöpfungskette Schweinefleisch sollen alle für die stufenlose Rückverfolgbarkeit relevanten Informationen, vom Futtermittel bis zum fertigen Produkt, in einer zentralen Datenbank abgespeichert werden (Maßgabe ist, die bestehenden Schnittstellen in einen gültigen Standard zu wandeln). Diese Datenbank soll gewährleisten, dass sowohl stille als auch öffentliche Rückrufe effizient erfolgen können. Demnach müssen folgenden Daten in der Datenbank gespeichert werden:

  • Informationen über den Abnehmer bzw. den Lieferanten (inkl. Name, Sitz, Veterinärkontrollnummer usw.)
  • die Partie (Chargennummer, EAN-Code usw.) und
  • die Menge.

Es handelt sich dabei um Daten zu Schweinefleisch. Diese werden von der EDEKA Nord in Zusammenarbeit mit der Vermarktungsgemeinschaft für Zucht- und Nutzvieh (ZNVG), der Rüdiger Thomsen Großschlachterei und der Mitteldeutschen Agentur für Informationsservice GmbH (mais) zur Verfügung eingestellt.

Für die verschiedenen Warenwirtschaftssysteme der Beteiligten müssen Schnittstellen zu der zentralen Datenbank definiert werden. Die Datenbank verfügt ebenfalls über eine Schnittstelle, über die mithilfe eines zu entwickelnden Programms die Daten aus den Warenwirtschaftssystemen der Beteiligten abfragt, speichert und so die Rückverfolgung von Chargen sowohl „upstream“ wie auch „downstream“ möglicht ist. Zusätzlich ist ein Programm zu entwickeln, welches in der Lage ist, durch eine externe Stelle (im Pilotprojekt durch EDEKA) genutzt zu werden, um bestimmte Informationen aus der zentralen Datenbank abzufragen und eine Verknüpfung von Chargennummern und deren Lokalisation zu erstellen. Das Format dieser Schnittstelle, die auch Suchen über öffentliche Netze (Internet) erlaubt, ist offen zu legen. Es ist sicherzustellen, dass verwendete Partien eindeutig gekennzeichnet sind. Die notwendigen einheitlichen und länderübergreifend überschneidungsfreien Codes und Standards müssen im Pilotprojekt sichergestellt werden.

Znvg Zielsetzung

Broschüre Vom Landwirt bis zum Einzelhandel – Transparenz in der Fleischwirtschaft - ZNVG (pdf)

Arbeitspakete und MeilensteineErfahrungen und ErgebnisseStatus geplant
Arbeitspaket 1: Ist-Analyse:
Detaillierte Ist-Analyse der Unternehmensstruktur
Gemeinsames Verständnis für Projekt hat hohe Bedeutung
Von Anfang an sind alle beteiligten Unternehmen und Mitarbeiter bis zur Vorstands-/Geschäftsleitungsebene im Projekt eingebunden mehr Info
28.03.2008
abgeschlossen Status: abgeschlossen
geplant für: Feb 2007
Start: Nov 2006
Ende: Feb 2007
erfolgreicher Verlauf erfolgreicher Verlauf
Arbeitspaket 2: Soll-Prozess:
Festlegen der Sollprozesse
Abstimmung der Soll-Zustände mit allen Beteiligten
Eine Veränderung der bestehenden Prozesse selbst stellte sich im Projektverlauf als nicht erforderlich heraus. Viel mehr war es erforderlich, den Datenaustausch aus den bestehenden bilateralen Formaten auf ein strukturiertes Format nach eindeutigen und weltweit anerkannten Standards, wie das weit verbreitete EANCOM®-Format, umzustellen. mehr Info
28.03.2008
abgeschlossen Status: abgeschlossen
geplant für: April 2007
Start: Feb 2007
Zeitverzögerung Ende: Jul 2007
erfolgreicher Verlauf erfolgreicher Verlauf
Stolpersteine Stolpersteine
Arbeitspaket 3: Projekt- und Arbeitsplan:
Detaillierte Projektplanung und Entwicklung eines Arbeitsplans
Projekt- und Arbeitsplan
Erstellung stellt sich als aufwändig heraus, da viele Parteien in das Projekt involviert sind (u. a. das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit). mehr Info
28.03.2008
abgeschlossen Status: abgeschlossen
geplant für: März 2007
Zeitverzögerung Ende:
Arbeitspaket 4: Dienstleisterauswahl:
Auswahl von Dienstleistern, Soft- und Hardware
Arbeitspaket entfällt
ZNVG arbeitet schon viele Jahre mit einem IT-Dienstleister (mais) erfolgreich zusammen. Deshalb wurde dieser auch für dieses Projekt als Dienstleister zur Erstellung der Datenbank für die Prozessbeteiligten ausgewählt. mehr Info
28.03.2008
abgeschlossen Status: abgeschlossen
Ende:
erfolgreicher Verlauf erfolgreicher Verlauf
Arbeitspaket 5: Schulung der Mitarbeiter:
Qualifikation aller beteiligten Mitarbeiter
Mitarbeiterschulung
Schulungen der Projektpartner und deren Mitarbeiter wie beispielsweise zu den GS1 Standards im Allgemeinen und dem Kommunikationsstandard EANCOM® fanden im Laufe des Projektes statt. mehr Info
28.03.2008
abgeschlossen Status: abgeschlossen
geplant für: Aug 2007
Start: Aug 2007
Ende: Aug 2007
erfolgreicher Verlauf erfolgreicher Verlauf
Arbeitspaket 6: Umsetzung:
Umsetzung der Arbeitsplaninhalte, Testlauf, Going live
Erfolgreicher Abschluss
Bereits Ende November 2007 erfolgte die Versendung der die ersten Testnachrichten, Anfang Januar 2008 ging das Projekt in den Live-Betrieb über. mehr Info
28.03.2008
abgeschlossen Status: nicht begonnen
geplant für: Aug 2007
Start: Juli 2007
Ende: Jan 2008
erfolgreicher Verlauf erfolgreicher Verlauf

Das Ergebnis

Die Datenbankstruktur ist aufgebaut und wird fortlaufend mit entsprechenden Daten durch die ZNVG, den Schlachthof Thomsen und die EDEKA Nord aufgefüllt. Für die Landwirte besteht die Möglichkeit, Daten über ein Internetportal in die Datenbank einzugeben. Informationen über Futtermittellieferungen können nach Datenbankauftrag des Landwirtes an den Futtermittellieferanten direkt an die zentrale Datenbank gesendet werden.
Nach erfolgter Pressekonferenz zum Projekt Gutfleischtransparenz wird die Projektgruppe nun nochmals verstärkt die Umsetzung standardisierter Schnittstellen vorantreiben.

Die Erfahrungen

Dieses Arbeitspaket war nur schwer planbar, da die Vorstellungen der Teilnehmer zunächst sehr unterschiedlich, der Wissensstand bezüglich einzelner GS1 Standards nur gering war.

Dieses Arbeitspaket ist in diesem Projekt eines der umfangreichen, da es viele Projektbeteiligte gibt. Daher ist ein einheitliches Verständnis für die Abläufe für alle Projektpartner zwingend notwendig, damit bei der Entwicklung der Lösung ein Verständnis für die Abläufe der Geschäftspartner besteht.
Hierzu sollten nach der Ist-Analyse Gespräche mit dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) erarbeitet werden. Nach dem die Ist-Prozesse detailliert erfasst wurden, wurden Gespräche mit dem BVL geführt, um die Vorstellungen des BVL in der Soll-Konzeption zu berücksichtigen. Dies ist als ein Hemmnis in diesem Projekt zu sehen, dass über einen relativ langen Zeitraum über ein Soll-Konzept diskutiert wurde. Nach dem die Sollkonzeption feststand wurde in relativ kurzer Zeit die EDI-Dokumentation für die definierten EANCOM®-Nachrichten erstellt und mit den Projektteilnehmern und den IT-Dienstleistern abgestimmt. Ende November 2007 konnten die ersten Testnachrichten versendet werden und Anfang Januar 2008 ging das Projekt in den Live-Betrieb über.

Die Zukunft

Durch die Ergebnisse des Pilotprojektes werden Standards geschaffen, die es erlauben, in Zukunft alle Rückverfolgbarkeitssysteme mit einer einheitlichen Schnittstelle für Suchabfragen zu versehen. Dies bildet die technische Grundlage, dass ein von der Lebensmittelwirtschaft beauftragtes „Trust Center“ mit dem entwickelten Programm über die verschiedenen Systeme am Markt fehlerhafte Chargen zu verfolgen und die betroffenen Unternehmen zu informieren. Diese zentrale Datenauswertung soll bei einer vertrauenswürdigen, nicht selbst in die Handelsbeziehungen eingebundenen Institution erfolgen, damit die Vertraulichkeit beim Umgang mit betriebseigenen Informationen gewährleistet ist. Diese neutrale Stelle soll in der Lage sein, bestimmte Informationen für Dritte zusammenzufassen und so einen Überblick über die Vertriebskette, die Lokalisation und die Mengen von Chargen zu geben, auch über verschiedene Rückverfolgbarkeitssysteme von verschiedenen Unternehmen hinweg.

Broschüre Vom Landwirt bis zum Einzelhandel – Transparenz in der Fleischwirtschaft - ZNVG (pdf)