eBusiness-Praxis für den Mittelstand.

Praxisberichte Einführung einer bestandsgeführten Lagerhaltung durch den Einsatz von RFID in der Produktion von Zündstrahlmotoren

Schnell V _lk 2
Schnell Zündstrahlmotoren AG & Co. KG

Wangen im Allgäu, Baden-Württemberg
Maschinen-/Anlagenbau
165 Mitarbeiter
Jahresumsatz: EUR 32 Mio.

www.schnellmotor.de

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Peter Völk, Leiter Einkauf, Materialwirtschaft:

"Die RFID-Technik bietet uns die Möglichkeit, komplexe logistische Prozesse einfach und transparent zu halten. Mit dem PROZEUS-Projekt schaffen wir den Einstieg in diese Technologie, die das Potential hat, mittel- und langfristig firmenweit eingesetzt zu werden."

Das Unternehmen

Die Firma Schnell Zündstrahlmotoren ist Marktführer auf dem Gebiet der Herstellung von Blockheizkraftwerken mit Zündstrahltechnik für Biogasanlagen und hat in den letzten fünf Jahren, aufgrund eines rapiden Wachstums die Belegschaft von 50 auf über 150 Mitarbeiter erhöht. Blockheizkraftwerke verbrennen Biogas zusammen mit Biodiesel und ermöglichen dem Betreiber subventionierten Strom aus Eigenproduktion (typischerweise bei Betrieben der Landwirtschaft oder Bauernhöfen bei denen Rohstoffe zur Biogasgewinnung als Abfallprodukt entstehen). Diese werden als komplette Pakete an den Kunden verkauft und entweder in ein bereits existierendes Maschinenhaus oder in Containerform beim Kunden installiert. Schnell Zündstrahlmotoren bietet auch Garantie und Serviceleistungen 7-Tage die Woche an um Ausfälle der Aggregate so schnell wie möglich zu beheben. Produktion und Service sind an drei Standorten verteilt.

Die Ziele

Schnell Zündstrahlmotoren möchte RFID-Technologie im Unternehmen einsetzen und somit den hohen Lagerbestand an Service- und Ersatzteilen zu reduzieren. Außerdem lässt sich durch den RFID-Einsatz auch die teilweise unkontrollierte Entnahme von Material im Service Lager kontrollieren und das Unternehmen gewinnt einen EInblick in die Bestandsübersicht seiner Service-Fahrzeuge, denn hier war eine Inventur der Service-Fahrzeuge nur mit hohem zeitlichen Aufwand möglich.

Das Projekt

Die Fa. Schnell Zündstrahlmotoren erwartet sich von der Einführung von RFID-Technologie Einsparungen im Ersatzteilebereich und schlankerer und effizientere Prozesse, vor allem im Bereich des Einkaufs und der Lagerhaltung. Des Weiteren ist die Firma daran interessiert den einzelnen Servicemitarbeitern den Materialverbrauch zuordnen zu können. Es soll außerdem ein Zutrittskontrolle und Zeiterfassungssystem installiert werden um die unkontrollierten Entnahmen im Lager und der Fertigung in den Griff zu bekommen, die durch den Zutritt von Personen ohne Berechtigungen entstehen können.

Der Nutzen

Als Nutzen des RFID-Systems wurden zwei wesentliche Faktoren festgestellt: Der jährliche Schwund an Material im Lager und freigewordenes Kapital durch die Verringerung des Lagerbestandes. Das Unternehmen erwartet durch den RFID-Einsatz eine Zeitersparnis bei Inventuren, zudem ist in Zukunft auch eine permanente Inventur ist möglich. Zukünftig werden außerdem die Ausgaben für Serviceteile verringert und Falschlieferungen reduziert.

Der Zeitrahmen

Das Projekt startete am 01.01.2010 und hat eine geplante Laufzeit von 6 Monaten.

Die Ausgangslage

Die Firma Schnell Zündstrahlmotoren steht aufgrund ihres schnellen Wachstums in den vergangenen Jahren vor folgenden Problemen in ihrem Management von Ersatz- und Serviceteilen:
- Zu hoher Lagerbestand an Service- und Ersatzteilen
- Teilweise unkontrollierte Entnahme von Material im Service Lager
- Eingeschränkte Lagerbuchhaltung bzw. bisher keine bestandsgeführte Lagerhaltung
- Materialentnahme und Verbrauch kann keinem Mitarbeiter und damit Serviceauftrag unmittelbar zugeordnet werden
- Keine Bestandsübersicht in den Service-Fahrzeugen
- Inventur der Service-Fahrzeuge nur mit hohem zeitlichen Aufwand möglich
Zur Lösung dieser Problematik soll zukünftig RFID-Technologie im Unternehmen eingesetzt werden.

Die Zielsetzung

Durch den Einsatz von RFID im Lager können weitgehende Prozessverbesserungen erzielt werden. Der Nutzen besteht in allererster Linie in einer kompletten Bestandsüberwachung mit allen Vorteilen die das mit sich bringt. Fehlende Lagerartikel können sofort nachbestellt werden, somit kann man auch präzise den Durchlauf von Lagerteilen ermitteln und neue Rahmenbedingungen mit Zulieferern aushandeln. Durch das Fehlen von Lagerüberschuss können die freigewordenen Mittel anderweitig eingesetzt werden. (siehe Kosten / Nutzen Gegenüberstellung). Durch den Einsatz von RFID können Fehlsendungen von Seiten der Fa. Schnell Zündstrahlmotoren ausgeschlossen werden. Kunden müssen außerdem nicht auf Teile warten, die nicht vorrätig sind. Die Lagerarbeiter haben durch den Einsatz von RFID die Möglichkeit sich auf andere Tätigkeitsfelder zu konzentrieren, die tägliche Warenüberprüfung und das Bestellen von Waren entfallen somit. Der Servicemitarbeiter wird entlastet, da er sich nicht mehr mit Entnahmescheinen oder Ähnlichem aufhalten muss, da das Gate in Kombination mit einer Personenerkennungslösung automatisch den Warenausgang mit dem Servicearbeiter verknüpft. Dies ermöglicht auch ein genaues Kalkulieren des Bedarfs an Material pro Servicefall. Der Ruf der Fa. Schnell Zündstrahlmotoren als innovatives Unternehmen kann durch den Einsatz von RFID gestärkt werden und das Unternehmen kann auch über sein eigentliches Tätigkeitsfeld hinaus bekannt werden, beispielsweise durch Publikationen in Branchenfachzeitschriften oder auf Websiten, die sich mit dieser Thematik befassen (z.B. www.rfidatlas.de).

Arbeitspakete und MeilensteineErfahrungen und ErgebnisseStatus geplant
01 Planungsphase:
Ist-Analyse und Pflichtenhefterstellung
Ist-Analyse durchgeführt, Pflichtenheft erstellt
Einsatzbereich der RFID Technologie beleuchtet, RFID wird vorerst nur im Service-Ersatzteillager eingeführt mehr Info
30.04.2010
abgeschlossen Status: abgeschlossen
geplant für: Apr 2010
Start: 01.04.2010
Ende: 30.04.2010
erfolgreicher Verlauf erfolgreicher Verlauf
02 Initialphase:
Soft- und Hardware-Auswahl, Stammdatenpflege
Auswahl der Hard- & Software abgeschlossen, Daten bereinigt
Verantwortlichkeiten wurden zugeteilt, Artikelstämme wurden von Expertenteams neu definiert und Dubletten beseitigt mehr Info
30.04.2011
abgeschlossen Status: abgeschlossen
geplant für: Mai 2010
Start: 01.04.2010
Ende: 30.04.2011
erfolgreicher Verlauf erfolgreicher Verlauf
03 Implementierungsphase:
Installation, Anpassungsprogrammierung, Schnittstellen
RFID-Gates installiert, Datenbank auf ASCII Zeichensatz umgestellt
Hybrid-Transponder im Einsatz, RFID-Software wird umprogrammiert, Standard-Software wurde angepasst, externe Schnittstelle zum RFID-Gate eingerichtet mehr Info
31.10.2011
abgeschlossen Status: abgeschlossen
geplant für: Okt 2010
Start: Jul 2010
Zeitverzögerung Ende: Okt 2011
erfolgreicher Verlauf erfolgreicher Verlauf
04 Produktivphase:
Funktionstests und Schulungen
RFID-Gates wurden getestet, Schulung der Mitarbeiter durchgeführt
Feinjustierung der RFID-Gates, Probleme mit der "Streuung" behoben mehr Info
31.10.2011
abgeschlossen Status: abgeschlossen
geplant für: Okt 2010
Start: Apr 2011
Zeitverzögerung Ende: Okt 2011
erfolgreicher Verlauf erfolgreicher Verlauf

Das Ergebnis

Die RFID-Technologie wurde erfolgreich im Bereich Service, Lager für Ersatzteile installiert und in einer Testumgebung in Betrieb genommen. Das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten wie RFID-Tags, RFID-Gate und RFID-Schreib und –Lesegeräte gestaltete sich , Dank der engagierten Zusammenarbeit aller beteiligten Projektpartner problemlos. Dies ist besonders hervorzuheben, da es sich bei den zu kennzeichnenden Ersatzteilen, überwiegend um metallische Teile handelt. Hier wurden problemlos kundenspezifische Lösungen gefunden und umgesetzt. Das automatische Ein- und Ausbuchen von Artikeln sowie die Identifizierung des Mitarbeiters mit Hilfe des RFID-Gates funktioniert problemlos. Die Bestandsführung für das komplette Service Lager, wird bis Ende des Jahres umgesetzt werden. Das Projekt wurde innerhalb des geplanten Kostenbudgets umgesetzt.

Die Erfahrungen

Nach der vorliegenden positiven Machbarkeitsstudie des Steinbeis Transferzentrums wurde das Projekt zügig begonnen. Zu diesem Zeitpunkt war den beteiligten Projektpartnern der volle Umfang der Aufwendungen im Zusammenhang mit der implementierung in das bestehende ERP System nicht transparent. Grund hierfür war, dass das bestehende ERP-System durch diverse Anpassungen nicht mehr dem Standard entsprach. Die Vielzahl von Änderungen, die in der Vergangenheit durch verschiedene Bereiche vorgenommen wurden, verhinderten den einfachen und unkomplizierten Einsatz von Standard Software Modulen. Eine zuerst geplante Anpassung der Softwaremodule an das ERP-System wurde im Laufe des Projektes verworfen, da hier die Aufwendungen zu groß geworden wären und man sich schlussendlich noch weiter von einem Standard entfernt hätte. Der Verlauf des Projektes wurde massiv von der Verfügbarkeit der Ressourcen, intern wie extern, beeinflusst. Da das in der Firma SCHNELL verwendete ERP-System nicht weit verbreitet ist, war die Verfügbarkeit von spezialisierten Softwareentwicklern sehr limitiert. Diese Verfügbarkeit wurde zu Projektbeginn völlig unterschätzt. Dies führte zu einer Verlängerung der Projektlaufzeit von ca 10 Monaten. Durch die geplante Einführung dieses RFID-Systemes in einem Teilbereich des Unternehmens wurden die bestehenden Prozesse auf den Prüfstand gestellt, teilweise überarbeitet oder neu aufgesetzt. Durch die hohe Akzeptanz innerhalb der Firma SCHNELL und die Offenheit gegenüber neuen und innovativen Systemen, laufen nun auch Prüfungen, diese Technik in anderen Bereichen zu implementieren. Zusammenfassend kann man sagen, dass eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein Zukunftsichere ERP Lösung, Standards sind. Dies sind Standards bei der Software sowie Standards in den Stammdaten.

Die Zukunft

Das Projekt Einführung der RFID-Technologie bei der Firma SCHNELL wird weiter implementiert und bis Ende 2011 von der Testumgebung in die Produktivphase überführt. Es wird sicher noch einige Zeit in Anspruch nehmen bis die Ziele "bestandsgeführtes Lager" mit RFID Technolgie sowie die "Inventur im vorbeigehen" vollständig umgesetzt und implementiert worden sind. Basierend auf den Problemen bei der Implementierung, wurde die Entscheidung getroffen, das ERP system soweit möglich, wieder auf den Standard zurück zu setzten. Parallel zum Service- und Ersatzteillager wird am Produktionsstandort ein zentrales bestandsgeführtes Lager aufgebaut. Die Erfahrungen aus diesem Pilotprojekt gehen hier bereits in die Planungsphase mit ein. Weiterhin ist geplant, die bestehende Supply Chain in das RFID-Konzept mit ein zu beziehen, d.h. Lieferanten kennzeichnen bereits Artikel und Waren mit RFID-Tags dort, wo sie produziert werden. Dies wäre eine enorme Optimierung im Bereich Wareneingang. Die RFID-Technologie hat bereits auch in anderen Bereichen, wie Lagertechnik (Schmalgangstapler), Zugangsberechtigung für Servicetechniker und Zeiterfassung, Einzug gehalten.

Lesen Sie den kompletten Schlussbericht (pdf)

Kostenloser Download

Alle Details zu diesem PROZEUS-Praxisprojekt finden Sie in der Broschüre unter folgendem Download: