Praxisberichte Gemeinsame Prognose (Joint Forecasting)

Kirchenlamitz, Bayern
Sportartikel
21 Mitarbeiter
Jahresumsatz: EUR k.a. Mio.

INTERSPORT Deutschland eG

"Die Umsetzung einer gemeinsamen Prognose von Abverkäufen oder Bestellmengen hilft, besser zu disponieren, Bestände zu reduzieren und Umsatzsteigerungen zu erreichen."
Das Unternehmen
Die Kurt Kränzle KG ist ein mittelständisches Unternehmen mit Sitz in Kirchenlamitz. Das Unternehmen ist seit über 50 Jahren darauf spezialisiert, Produkte zur "Vor- und Nachsorge" im Sport und auch Fußball- und Schiedsrichterausstattungen herzustellen. Es ist etablierter Partner des Sportfachhandels in Deutschland und betreut etwa 2.000 Kunden.
Das Lieferprogramm umfasst Sportbandagen, Trainings- und Gymnastikgeräte, Fußballaccessoires und Schiedsrichterausrüstung.
Die INTERSPORT Deutschland eG ist der größte Sportartikeleinkaufsverband in Deutschland. Sitz der Gesellschaft ist Heilbronn. Mit über 1.700 Verkaufsstellen wird ein Umsatz von ca. 2,3 Mrd. € erwirtschaftet. Zum INTERSPORT Systemverbund zählen INTERSPORT Deutschland eG, Systempartner INTERSPORT GmbH und die Golden Team Sport GmbH. INTERSPORT führt heute ca. 70 verschiedene Warengruppen und arbeitet in diesen aktuell mit 600 Lieferanten zusammen.
Die Ziele
Zur Erreichung einer höheren Planungssicherheit bei der Steuerung des Ressourceneinsatzes bei INTERSPORT und Kränzle soll durch die gemeinsame Prognose eine Verbindung zwischen der Planung und dem physischen Warenfluss ermöglicht werden. Das gemeinsame Prognostizieren der Abverkäufe soll eine signifikante Verbesserung der Produktverfügbarkeit bei INTERSPORT an der Verkaufsstelle und auf Zentrallagerebene ermöglichen. Zudem wird mit dem Joint Forecasting eine Optimierung der Bestände (Produktionsgüter und Fertigwaren) angestrebt. Die Basis dieser Optimierungen liegt in dem unternehmensübergreifenden Informationsaustausch.
Weitere Ziele:
- Aufzeigen der Potenziale der Kurt Kränzle KG, die mit modernen eBusiness-Prozessen und -Systemen erschlossen werden können
- Schaffung einer Basis für weitere eBusiness-Projekte im Hause Kränzle
- Erzielung nachhaltiger ökonomischer Effekte in der Zusammenarbeit INTERSPORT/ Kränzle
- Realisierung abgestimmter Bedarfsprognosen zur Vermeidung unwirtschaftlicher Prozessschwankungen
- Etablierung eines gemeinsamen Prozessmodells
Das Projekt
Im Rahmen des Projektes Joint Forecasting werden die Projektbeteiligten gemeinsame Bedarfsprognosen erstellen. Das Projekt umfasst verschiedene Bausteine, u.a. die Abbildung der heutigen Abläufe bei Kränzle und INTERSPORT in einem gemeinsamen Prozessmodell. Darüber hinaus sind die Plan- und Ist-Verkäufe zwischen der Fa. Kränzle und der INTERSPORT-Zentrale sowie der INTERSPORT Zentrale und Mitgliedern darzustellen und Prognoseparameter (wie Produktionskapazitäten, Wiederbeschaffungszeiten, Zentrallager- und Mitgliederbestände, Kaufverhalten, Sortimentszusammensetzung) festzulegen.
Der Nutzen
Im Verlauf des Projektes wird eine Wirtschaftlichkeitsrechnung erstellt. Sie ist insbesondere auch nach Ablauf des Projektes von entscheidender Bedeutung zur Beurteilung der Vorteilhaftigkeit von Joint Forecasting in vergleichbaren Waren- bzw. Kundenbereichen.
Die Wirtschaftlichkeitsrechnungen werden u.a. folgende Aspekte berücksichtigen:
- Qualitätsorientierung
- Service-Level
- Vorlaufzeiten
- Kostenorientierung
- Prozesskosteneinsparungen
- Investitionen
- Produktivität
- Umsatzorientierung
- Out-of-Stocks
Der Zeitrahmen
Das Projekt startete am Juni 2003 und wurde Ende Dezember 2003 abgeschlossen.
Die Ausgangslage
Vor Projektbeginn erfolgte zwischen den Projektbeteiligten kein systematisierter Austausch von Abverkaufs- oder Bestandsinformationen, die als Grundlage einer optimierten Bedarfsplanung dienen können.
Die Zielsetzung
Im Rahmen des Joint Forecasting-Projektes wird eine systematisierte Abstimmung über zukünftige Bestellmengen durch einen intensiven und strukturierten Informationsaustausch erreicht. Durch die Analyse der Historiendaten und eine gemeinsame Abschätzung zukünftiger Bedarfssituationen können Nachfrageschwankungen frühzeitig erkannt und Bestandslücken bzw. Überbestände vermieden werden. Im ersten Schritt der Umsetzung wurden von der Fa. Kränzle für die am Projekt beteiligten Unternehmen Sortimentsvorschläge basierend auf dem aktuellen Listungsstand und den Markterfahrungen erarbeitet. Darauf aufsetzend wurden zwischen den Partnern gemeinsam die Mindestbestände der Artikel für die einzelnen Mitglieder festgelegt. Die gemeinsame Festlegung von Mindestbeständen war eine notwendige Voraussetzung für die Soll-Ist-Abgleiche, aus denen sich der jeweilige Bestellvorschlag ermitteln ließ. Im Projekt wurde eine Anwendung programmiert, mit der der Soll-Ist-Abgleich nahezu automatisch auf den Systemen der Mitglieder - allerdings erst nach deren Freigabe - erfolgte. Der daraus ermittelte Bestellbestand wurde von INTERSPORT an Kränzle weitergeleitet.

Arbeitspakete und Meilensteine | Erfahrungen und Ergebnisse | Status geplant |
Meilenstein 5: Echtbetrieb |
Bestandsabbau wird erzielt Nach Abschluss der Testphase werden die Ergebnisse des Pilotprojektes reflektiert ... mehr Info |
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Meilenstein 1: Projektstart |
Aufstellung von Projektteam Die Umsetzung einer gemeinsamen Prognose von Abverkäufen oder Bestellmengen hilft, besser zu disponieren, Bestände zu reduzieren und Umsatzsteigerungen zu erreichen ... mehr Info |
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Meilenstein 3: Realisierung |
Umsetzung des Projektes In einer ersten Phase werden zwischen den Projektpartnern die Voraussetzungen für die Pilotprojekte geschaffen ... mehr Info |
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Meilenstein 4: Testbetrieb |
Erarbeitung von Sortimentsvorschlägen Im Rahmen des Testbetriebes werden für die Pilotmitglieder Sortimentsvorschläge durch die Firma Kränzle erarbeitet ... mehr Info |
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Meilenstein 2: Planung & Dokumentation |
Untergliederung in zwei Abschnitte Als erstes erfolgt eine detaillierte Analyse der aktuellen Organisationsstrukturen und Prozesse (Ist-Analyse) ... mehr Info |
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Meilenstein 6: Projektende |
Abschluss des Projektes Das Projekt wurde innerhalb von 11 Monaten abgeschlossen. mehr Info |
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Das Ergebnis
Das Projekt Joint Forecasting hat den Partnern gezeigt, dass noch Spielraum zur Verbesserung der Geschäftsbeziehungen besteht. Beide Partner müssen dafür allerdings die Rahmenbedingungen schaffen, die einen höheren Automatisierungsgrad überhaupt erst ermöglichen. Mit der Weiterentwicklung der warenwirtschaftlichen Prozesse und Systeme, aber auch der Flächenbewirtschaftungskonzepte wird in den folgenden Jahren noch eine Vielzahl gemeinsamer Aktivitäten notwendig sein. Kränzle konnte sich mit dem Projekt eine Basis für Folgeprojekte erarbeiten.
Die Erfahrungen
Kränzle erarbeitete erstmalig detailliert Sortimentsvorschläge für einen Kunden, nahm also einen Teil der klassischen Handelsfunktion wahr. In dem Zusammenhang erkannte man, dass die Kenntnis über das Produkt ein noch entscheidenderen Vorteil in der Argumentation gegenüber dem Handel darstellt, als man es geglaubt hatte. Bei der Vielfalt der Sortimente insbesondere im Sportfachhandel kann nicht mehr davon ausgegangen werden, dass der Einkauf auch tatsächlich alle Vor- und Nachteile der einzelnen Produkte kennt bzw. beurteilen kann.
Es existierten keine cross-funktionalen Teams bei INTERSPORT. Die Steuerung des Projekts erfolgte ausschließlich über den EDV-Bereich, obwohl das Projekt über den Einkauf ausgewählt wurde. Insgesamt stellt sich heraus, dass eine intensive Zusammenarbeit mit dem Einkauf und der Logistik für den Projekterfolg unerlässlich ist.
Es bestanden stark unterschiedliche Nutzungsgrade der EDV bei den einzelnen Mitgliedern. Die Anwendungsfelder von INTERSYS werden - zumindest basierend auf den Ergebnissen bei den Projektbeteiligten - nicht ausreichend ausgeschöpft. Das System wird im Schwerpunkt lediglich als Bestellsystem verwandt.
Die Zukunft
In dem Zusammenhang hat Kränzle erkannt, dass zusätzliche Kompetenzen über das Handelsgeschäft notwendig sind, um in Zukunft bei INTERSPORT - und auch darüber hinaus - erfolgreich zu sein. In weiten Teilen der modischen Textilindustrie ist die „Vertikalisierung“ schon seit Jahren ein Thema. Nun nimmt auch für INTERSPORT und damit natürlich auch für Kränzle die Bedeutung dieser Konzepte zu.Es existierten keine cross-funktionalen Teams bei INTERSPORT. Die Steuerung des Projekts erfolgte ausschließlich über den EDV-Bereich, obwohl das Projekt über den Einkauf ausgewählt wurde. Insgesamt stellt sich heraus, dass eine intensive Zusammenarbeit mit dem Einkauf und der Logistik für den Projekterfolg unerlässlich ist.